Krüschan achtern'm Knick.

Soldatenhumoreske vom Freiherrn von Schlicht.
in: „Das kleine Journal”, Nr. 43 vom 12. Febr. 1896,
in: „Lübecker Eisenbahn-Zeitung” Nr. 171 und 172 vom 23. und 24. Juli 1896 und
in: „Aus der Schule geplaudert”.


„Ein anständiger Mensch betrinkt sich überhaupt nicht — thut er es aber dennoch, so betrinkt er sich am Sonnabend, oder aber er hat am Montag Morgen wenigstens keinen Katzenjammer nich.”

Das waren die goldenen Worte, die der Feldwebel Kohlschön von der königlichen ersten Kompagnie jeden Sonntag Mittag um ein Uhr, wenn er den Appell im Ausgehanzug abhielt, seinen Leuten zurief. Aber dies Sonntagsgebet, wie die Mannschaften bald die sich stets wörtlich gleichbleibende Rede ihrer gemeinschaftlichen Mutter nannten, wurde nur selten, aber auch dann nur unvollkommen erhört. Lag es daran, daß der Feldwebel selbst, einem allerdings nur unverbürgten Gerüchte zufolge, gerne mehr trank, als seinem Magen und der Farbe seiner Nase gut war? Hatte es seinen Grund darin, daß die Ermahnung für den verflossenen Sonnabend-Abend zu spät, für den Sonntag-Abend aber zu früh kam, weil sie bis dahin längst wieder vergessen war? Oder aber kam die Warnung für den Sonntag-Abend, an dem man sich schon mit Bekannten und Kameraden verabredet hatte, zu spät und für den Sonnabend-Abend viel zu früh? Genug, am Montag Morgen hatte der Unteroffizier vom Dienst seine liebe Noth, die Kerls „hoch zu kriegen”, und waren sie dann endlich zum Dienst angetreten, so sahen die Leute theilweise derartig elend und angegriffen aus, daß selbst einem gesunden Menschen dabei krank werden konnte.

Feldwebel Kohlschön befand sich bei dem Anblick seiner Kinder dann stets in einem Zustand der Raserei, der ihm, wenn er nicht den bunten Rock angehabt, sicherlich die Zwangsjacke eingetragen hätte. Nicht einzeln, sondern gleich korporalschaftsweise wurden die Leute wegen ihres unordentlichen Anzuges zum Antreten bestellt und Kohlschön wetterte und fluchte, daß der Kohl, den er redete, schon nicht mehr schön war.

Der höchste Grad der Erregung war bei ihm eingetreten, wenn ihm die Stimme versagte, und dies geschah stets, wenn er sich beim Abschreiten der Front seinem speziellen Freunde Schnappinski näherte. Er wußte es schon im Voraus: Schnappinski war nicht nur verkatert, sondern er befand sich am Montag Morgen stets noch in jenem Zustand, den man beim Militär ohne Charge, vom Unteroffizier abwärts, be—säuselt nennt.

Schnappinski war ein guter, williger Soldat, er gab sich Mühe, seinen Dienst zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten zu erfüllen, aber er war ein notorischer Sonntagstrinker. Von Dienstag Morgen bis Sonntag Mittag that er seine Schuldigkeit wie nur Einer. aber dann wr es mit seiner Ernergie und seiner Solidität vorbei — dann machte er, wie er sich ausdrückte, „Feierabend”. Was hatte sein Hauptmann nicht Alles versucht, um ihn auf den Pfad der Nüchternheit zurückzuführen! Ermahnungen und Arreststrafen fruchteten nichts — wenn ihm kein Urlaub ertheilt wurde, zechte er in der Kantine; als dem Kantinenwirth verboten wurde, ihm Spirituosen zu verabreichen, ließ er sich die Getränke von Kameraden auf die Stube holen; als ihm die freie Verfügung über seine Löhnung entzogen wurde und er sich jeden Mittag seine zweiundzwanzig Pfennig vom Feldwebel holen mußte, sparte er die ganzen sieben Tage, um dann die ersparten 1 M. 64 Pf. [sic!] am Sonntag Nachmittag in Schnäpsen, das Stück zu fünf Pfennig, anzulegen. Zweiunddreißig Schnäpse aber kann kein Mensch an einem Mittag trinken, ohne blödsinnig zu werden, und so kam es, daß Schnappinski nicht nur am Sonntag, sondern auch noch am Montag unter dem Einfluß des Alkohols stand.

Beim Anblick seines Lieblings ballte der Feldwebel stets in ohnmächtiger Wuth seine Fäuste — Schnappinski aber lächelte stets über den Zorn seines Vorgesetzten, ein gutmütiges, freundliches Lächeln, das da zu sagen schien: „Mein Lieber, warum erregst Du Dich so? Aendern thue ich mich doch nicht — kein Mensch kann gegen seine Natur — ich muß mich jeden Sonntag betrinken, Du jeden Sonntag reden — laß mir mein Vergnügen, ich laß Dir ja auch das Deinige.”

Mit der Zeit kam es so weit, daß der Feldwebel Schnappinski nicht mehr ansehen konnte, ohne daß sein Blut in Wallung gerieth, und stets die Furcht in ihm aufstieg, er könne sich noch mal an dem Untergebenen vergreifen. Um dies zu verhindern, anderseits aber auch, um Schnappinski den Augen der höheren Vorgesetzten nach Möglichkeit zu entziehen, bekam dieser bei dem Exerzieren in größeren Verbänden stets einen Auftrag, der ihn in eine weltentlegene Gegend führte — weltentlegen ist beim Militär Alles, wo kein Vorgesetzter hinkommt. Bei Besichtigungen im Schulexerziren bekam er den ehrenvollen Auftrag, die in der Front stehenden Mannschaften abzubürsten und die Patronenhülsen aufzuheben, bei Felddienstübungen und den Gefechtsexerzieren trat er zu dem markirten Feind. War es Absicht oder Zufall, ich weiß es nicht, aber Schnappinski „bewaffnete” sich bei dieser Gelegenheit stets mit der weißen Flagge, die „Kavallerie” bedeutet und die natürlich möglichst überraschend auftreten muß, wenn sie bei der heutigen Feuergeschwindigkeit Aussicht auf Erfolg haben will. Schnappinski entwickelte mit der Zeit eine gewisse Virtuosität darin, sich mit seiner Kavallerieflagge völlig unbemerkt aufzustellen und dann plötzlich, wie Zieten aus dem Busch, mit lautem Hurrah allein gegen die feuerspeienden Schützenlinien anzustürmen. Hinter Knicks, hohen mit Gesträuch aller Art bewachsenen Wällen, hielt Schnappinski sich stets bis zum Moment seines Eingreifens in die Schlacht verborgen und diesem Umstand verdankte er seinen Beinamen „Krüschan achtern'm Knick”, Christian hinter dem Knick, unter dem er bald im ganzen Regiment bekannt war. Die Felddienstübungen spielen sich bei jeder Garnison stets in demselben Gelände ab, die Gefechtsidee wechselt, aber doch gleicht eine Uebung auf ein Haar der andern und so wußten die Mannschaften auch schon stets, wo Schnappinski zum Vorschein kommen würde, und die Leute flüsterten sich gegenseitig zu: „Paß up, glicks kömmt Kavallerie, dat is Krüschan sien Knick” (Paß auf, gleich kommt Kavallerie, dies ist Christian's Knick), und wenige Sekunden später erschien er dann auch stets auf dem Schlachtfeld, seine weiße Fahne schwingend, im „Marsch-Marsch” einherstürmend, soweit seine „Langschäftigen”, die im Schmutz stecken blieben, ihn nicht daran hinderten, und mit einer Begeisterung, die wirklich einer besseren Sache würdig war, „Hurrah, — hurrah — hur—ra—a—a—a—h” brüllend.

„Krüschan, bliww stahn, oder wi scheten Di dod” (Christian, bleib stehen, oder wir schießen Dich todt), riefen ihm dann die Kameraden, die von den Offizieren und Unteroffizieren am wenigsten beobachtet wurden, halblaut zu — aber Krüschan hörte nie — unaufhaltsam wie die treuen Pferde bei Mars-la-Tour stürmte er einher, bis seine Kräfte endlich nicht mehr ausreichten, seine Stiefel aus dem Koth zu ziehen. Dann sank er nieder, ein von höheren Mächten besiegter Held, aber mit seinem Körper bedeckte er die Fahne, damit kein Feind sie ihm entreiße, und noch im Sinken entrang sich seiner Brust ein lautes „rah—rah—rah!” Zum „Hur” hatte er keine Kraft mehr.

So endigten stets seine Attaquen und die Stunde kam, da er auch vor höheren Vorgesetzten Gelegenheit finden sollte, seine Kunst zu zeigen. Die Rekrutenbesichtigung war vorüber, die neu eingestellten Mannschaften waren in die Kompagnie einrangirt und diese somit „fertig zur Mobilmachung”. Um sich von der Kriegsfertigkeit der ihm unterstellten Truppen (der Soldat sagt stets: Trupfen) zu überzeugen, setzte der Brigade­kommandeur eine Uebung an, zu der beide Regimenter befohlen wurden. Im Sommer ist eine leichte Uebung(1) „scheußlich”, im Winter aber ist sie einfach „gemein”, und der Herr General wurde denn auch, als sein Befehl bei Parole bekanntgegeben wurde, nach allen möglichen Himmelsgegenden verwünscht. Dazu kam, daß die Uebung an einem Montag stattfand, an einem Tag, an dem doch jeder Mensch gerne länger als sonst im Bette liegen bleibt, an dem man Kräfte sammeln muß für die vielen Strapazen, die die übrigen Wochentage bringen.

„Jede Kompagnie stellt vier rothe, eine gelbe und eine weiße Flagge zum markirten Feind” stand in dem Brigadebefehl und es war selbstverständlich, daß der Feldwebel Kohlschön die letztere dem Musketier Schnappinski anvertraute; erstens wurde er damit den Menschen aus der Front los und zweitens war er dann sicher, daß kein Vorgesetzter ihn zu sehen bekäme. Schnappinski selbst war natürlich über diesen ihm zu Theil werdenden ehrenvollen Auftrag sehr erfreut, er brauchte kein Gewehr zu tragen und es vor allen Dingen hinterher nicht zu reinigen, er durfte seinen „Affen” zu Hause lassen, den die Anderen feldmarschmäßig gepackt meilenweit auf dem Buckel spazierentragen mußten, und last not least hatte er viel weniger zu thun als die Kameraden und wohnte der ganzen Uebung gleichsam als Zuschauer bei — und als solcher hat man es beim Militär ja immer besser als der Mitspieler.

Der gefürchtete Montag brach herein. Die den markirten Feind bildenden Mannschaften marschirten, da sie angegriffen werden sollten und demgemäß einen Vorsprung haben mußten, schon um 6 Uhr Morgens ab, die Regimenter folgten um 8 Uhr. Es war im Februar. In der Nacht war leichter Schnee gefallen und der dann eingetretene Frost hatte die Landstraße hart und knubberig gemacht. Es ließ sich schlecht reiten und schlecht gehen und schweigend, im Innern dafür aber desto lauter fluchend, zog die Kolonne einher. Giebt es auf Gottes weiter Welt eine stumpfsinnigere Beschäftigung als zu marschiren, mechnisch einen Fuß vor den anderen zu setzen, nichts zu sehen als den bepackten Rücken seines Vordermanns, nichts zu hören als ein gelegentliches Kommandowort oder ein Schimpfwort eines Kameraden, wenn man ihm auf die Hacken getreten hat? Jede Thätigkeit, bei der man nicht nachdenkt, ist geisttödtend — und woran soll man beim Marschiren denken? Höchstens an das schöne Lied: „O wär' ich weiter, o wär' ich zu Haus”, oder an das nicht minder schöne: „O wär' es vorüber und Alles erst vorbei, ich glaube, es bricht mir mein Herz noch entzwei.”

Drei Stunden zogen die Regimenter nun schon ihres Weges — die Füße brannten, der Magen knurrte, die Hände froren, aber vom Feind war immer noch nichts zu sehen.

Endlich kam von der Spitze die Meldung: „Im Vorgelände zeigt sich feindliche Kavallerie.”

Des an der Tête der Kolonne marschirenden Regiments bemächtigte sich eine freudige Erregung: „Hurrah, dat is Krüschan achtern'm Knick”, und man reckte die Hälse, um die Allen wohlbekannte „Reitergestalt” zu entdecken.

Eine kleine Viertelstunde später machte die Kavallerie ihre Attaque, die glänzend abgeschlagen wurde — aber Schnappinski befand sich nicht unter den muthig anstürmenden Kriegern. Auch im weiteren Verlauf des Gefechtes kam er nicht zum Vorschein, und als endlich das Signal „Halt” geblasen wurde, fragten sich die Kameraden: „Wo is Krüschan?”

Ja, wo war Krüschan? Mit andächtiger Miene hatte er am Morgen dem Brigadeadjutanten, der den markirten Feind führte, gelauscht, als dieser den Befehl ausgab und Jedem seinen Platz, an den er hingehen sollte, bestimmte. Das war ja Alles furchtbar einfach und schon tausend Mal dagewesen, Irrthümer und Mißverständnisse waren ausgeschlossen. Nur für einen speziellen Auftrag suchte der Adjutant einen besonders gewandten Mann: die über den kleinen Fluß, nahe dem Dörfchen, führende eiserne Brücke sollte, als von der Kavallerie besetzt, angenommen werden. Es galt also, hier eine Kavalleriepatrouille aufzustellen, die den anrückenden Truppen den Uebergang zu verwehren hatte. Freiwillig erbot sich Schnappinski zu diesem ehrenvollen Auftrag, und nachdem er noch die genaueste Instruktion erhalten hatte, zog er mit seiner weißen Flagge ab — das Fähnlein bedeutete eine feindliche Schwadron.

Nach etwa einer Viertelstunde hatte Schnappinski den ihm zugewiesenen Platz erreicht, suchte sich seinen Knick aus, von dem aus er bei dem Anrücken des Gegners überraschend auftreten konnte, und wartete der Dinge, die da kommen sollten.

Aber es kam nichts, es kam absolut gar nichts, und nachdem Schnappinski eine Stunde lang auf beiden Beinen, dann eine weitere Stunde abwechselnd auf dem rechten und linken Pedal stehend zugebracht hatte, fing ihm die Sache „höllisch” langweilig zu werden an. Ihn fror gewaltig — die Hände, Füße, Nase, Ohren, überhaupt Alles, was frieren kann, fror ihm gewaltig. Er warf die Flagge auf die Erde, hüpfte wie Hans Huckebein der Unglücksrabe hin und her, beschrieb mit den Armen die unglaublichsten Kreise in der Luft, um das Blut wieder in Wallung zu bringen, steckte sich alle zehn Finger auf einmal in den Mund, um sie warm zu bekommen, und hätte sich sicher auch die Füße in den Mund gesteckt, wenn seine „Langschäftigen” nicht zu unförmlich gewesen wären.

Mit dieser geistreichen Beschäftigung verging eine weitere Stunde: vom Feind war nichts zu sehen und zu hören, das Gefecht mußte sich nach einer ganz anderen Richtung gezogen haben.

Und ihn fror noch immer — ihn fror um so mehr, je deutlicher sich ihm die Ueberzeugung aufdrängte, daß er hier bis zum Weltuntergang stehen könne, ohne daß es einem Menschen auch nur für eine Sekunde einfallen würde, ihm den Besitz der Brücke streitig zu machen.

Mit seiner Flagge, die er wieder aufgenommen hatte, im Arm, rannte er wieder im Kreislauf um die seinem Schutze anvertraute Brücke auf und ab — je mehr ihn fror, desto größer wurden die Kreise, und plötzlich befand er sich mitten im Dorf, vor dem einzigen Krug des Ortes. War es Instinkt oder Ueberlegung?

Und nun begann ein wüthender Kampf in der Heldenbrust des Musketiers Schnappinski. „Soll ich oder soll ich nicht, soll ich nicht oder soll ich doch — oder aber sollte ich doch nicht sollen?”

Es war ja Montag — er hatte sich gestern mal wieder einen gehörigen „hinter die Binde” gegossen — und wenn der Jammer und der Rest des Alkohols, der heute Morgen noch in ihm gewesen, verflogen war, so war doch ein ganz gehöriger Nachdurst geblieben, den zu stillen seines Herzens und seines Magens Sehnsucht war.

Vielleicht wäre Schnappinski trotzdem noch als Sieger aus dem Kampf zwischen Pflicht und Genußsucht hervorgegangen, wenn er sich nicht plötzlich mitten in der Gaststube befunden hätte. Wie er dahin gekommen war, vermochte er selbst nicht anzugeben, er war nun einmal drinnen — und traurig wurde er deswegen nicht. Er zählte seine Baarschaft — vierzig Pfennig nannte er noch sein eigen, ein Vermögen für einen Soldaten am Montag Morgen. Er nahm am Fenster Platz, stellte seine Flagge neben sich und bestellte sich, um aufzuthauen, zunächst einen „Schnabus”, und als dieser die gewünschte Wirkung noch nicht hatte, einen zweiten und dritten, denen er bald den vierten und fünften folgen ließ; ihm ward dabei so wohl, so warm und wahre Lust fand er am Leben.

„Freut Euch des Lebens,” brummte er vor sich hin, aber um es nicht nur mit Worten, sondern thatsächlich zu thun, bestellte er sich den sechsten und den siebenten und, weil sieben nun doch einmal eine böse Zahl ist, auch den achten Cognac.

Ein seliges Gefühl durchströmte ihn, alles Leid und Ungemach war vergessen, er fühlte sich so leicht und glückselig wie — ja wie nur eben der sich fühlen kann, der auf vollständig nüchternen Magen echte(2) Cognacs, das Stück „tau fiv Penn”, zu fünf Pfennigen, getrunken hat.

Da ertönten auf der Straße die Schritte marschirender Truppen und Pferdegetrampel und ein jäher Schreck durchfuhr Schnappinski. Die Brücke, die er vertheidigen sollte, war nicht besetzt gefunden, der Feind drang vor — nie und nimmer durfte das geschehen, er, Schnappinksi, mußte ihn aufhalten. Er sprang in die Höhe, aber die Anziehungskraft der Erde war größer als seine eigenen Kräfte, schwer fiel er auf den Stuhl zurück. Seine Füße versagten ihm den Dienst, in seinem Kopf sauste und brauste es, er mußte die anmarschirenden Kolonnen aufhalten, um jeden Preis. Immer näher kamen die Schritte, jetzt wurde schon die Spitze sichtbar, nun kamen die geschlossenen Kompagnien. — — —

„Hurrah — hurrah — hur—ra—a—a—ah!” Mit seiner Flaggenstange hatte Schnappinski die Fensterscheiben eingestoßen, sich weit herausbeugend, schwenkte er wie ein Wahnsinniger seine Fahne und immer lauter, immer toller wurde sein „Hurrah—hurrah!”

Ein donnerndes „Hurrah — Krüschan achtern'm Knick” scholl ihm entgegen — dann ward es Nacht vor seinen Augen, denn vor ihm hielt der General auf seinem Rappen.

Einen Augenblick später wurde er von zwei handfesten Gefreiten aus seinem Fensterrahmen befreit und wieder einen Augenblick später war er wegen „Trunkenheit im Dienst” mit „sieben Tagen strengen Arrest” bestraft.

Auf einem requirirten Leiterwagen fuhr Schnappinski, da seine Beine immer noch nicht wieder „funktionirten”, in Begleitung eines Unteroffiziers der Heimath und dem Arrestlokal entgegen. Von dem Wiedersehen mit dem Feldwebel Kohlschön schweigt des Sängers Höflichkeit — Schnappinski sah nach dieser Unterredung weiß aus wie eine Kavallerieflagge, aber trotzdem hat er doch selbst nie wieder eine zu sehen bekommen.


Fußnoten:

(1) In der Buchfassung: „solche Uebung”. (zurück)

(2) In der Buchfassung: „acht”. (zurück)


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