Im bunten Rock

Lustspiel in drei Akten

von

Franz von Schönthan und Freiherr von Schlicht

 

 

Aufführung am 19. Februar 1903
und am 19. März 1904
im "Deutschen Theater" zu London


„New York Times” vom 15. Februar 1903:

Latest Military Scandal.

Englishmen have heard more than enough of War Office inefficiency of late, but they are destined to be treated to a good deal more discussion on the subject before long.

Recent events remind me of a successful German play performed here this Winter. It is called “Im Bunten Rock”, and is a comedy based on military life in the Fatherland. One of the characters is a Mrs. Clarkson, a young, beautiful, wealthy, and intensely patriotic American widow.

“You may say what you like about America”, says her bosom friend, a sprightly German girl, “there a two things you can't rival there. They are the Coliseum at Rome by moonlight and a Prussian Lieutenant.”

The enthusiasm of English girls for English Lieutenants is not quite so exaggerated, but the prestige of the scarlet coat is nevertheless very great. Of all the regiments in the British Army there is none held in higher esteem by the very smartest and most exclusive sets of English society than the crack regiments of the Guards. Of these the Grenadiers, of which the King is Colonel in Chief, is the premier.

(Es folgt ein Bericht über Soldatenmißhandlungen durch Subalterne dieses Regiments.)

„Frankfurter Zeitung”, Nr. 54, vom 23. Februar 1903, Abendblatt:

Wie aus London berichtet wird, wohnte Donnerstag König Eduard in Begleitung des Prinzen und der Prinzessin Louis von Battenberg der Vorstellung von „Im bunten Rock” im Deutschen Theater in Great Queen Street bei. Die Vorstellung ging flott von statten.


„Bühne und Welt” 5. Jahrgg. 1902/03 S. 796:

Das Deutsche Theater hat zwei für seine Zukunft entscheidende Siege gefeiert: einen künstlerischen mit einer für unsere Verhältnisse glorreichen, in der englischen Presse bejubelten Erstaufführung der „Versunkenen Glocke” — und einen gesellschaftlichen mit dem erstmaligen Besuche König Eduards anläßlich einer Vorstellung von „Der bunte Rock”


„Frankfurter Zeitung”, Nr. 57, vom 26. Februar 1903, Abendblatt:

Deutsches Theater in London.
Aus London vom 24. d. wird uns geschrieben:
Ein deutsches Theater gehört in London seit vier Jahren zu den ständigen Einrichtungen, und in einer Saison gab es sogar einmal zwei deutsche Theatertruppen hier. Gegenwärtig spielt hier die unter Leitung der Herren Andresen und Behrend stehende Gesellschaft, die am längsten in London heimisch ist, in einem kleinen Theater, das Herrn Penley, dem ersten Darsteller von „Charley's Tante”, gehört. Leider vermögen die vielen Tausende von Deutschen, die sich in London aufhalten, nicht so viele Besucher deutscher Theatervorstellungen zu stellen, daß ein mäßig großes Theater genügend besucht würde. Aber in dem kleinen Theater Penley's haben die deutschen Theateraufführungen doch immer Erfolg, zumal ganz gut gespielt wird und das Kontingent deutscher Theaterbesucher verstärkt wird durch einen ziemlichen Prozentsatz Engländer, die deutsch verstehen oder sich im Deutschen vervollkommnen wollen. Dazu kommen dann noch englische Schauspieler, die zu sehen wünschen, was von der deutschen Schauspielkunst zu lernen ist.
An Mannigfaltigkeit des Repertoirs fehlt es nicht. Bekannte Lustspiele, wie der „Raub der Sabinerinnen”, wechseln ab mit Stücken von Hauptmann und Sudermann; so wurde in der vorigen Woche Hauptmann's „Versunkene Glocke” mit großem Erfolg gegeben und in dieser Woche wurde Sudermann's „Es lebe das Leben!” mit Frau Rosa Bertens vom Berliner „Deutschen Theater” in der Hauptrolle hier zum erstenmale aufgeführt. Frau Patrick Campbell gibt die Partie der Beate jetzt in englischer Sprache in Amerika und wird später in dieser Rolle in London auftreten. Publikum und Presse sind den deutschen Aufführungen günstig gesinnt; die Zeitungen thun ihr Bestes, um ihre Leser mit den aufgeführten Stücken bekannt zu machen. Dieser Tage hat sogar, wie schon kurz berichtet, König Eduard das deutsche Theater besucht und über das Lustspiel „Im bunten Rock” herzlich gelacht. Königlicher Besuch ist natürlich gerade in London die beste Reklame für ein Theater. Aber diejenigen Deutschen, die überhaupt nicht ins Theater gehen oder den mehr sensationell-prickelnden Stücken der englischen Bühnen sich zuneigen, lassen sich auch durch einen König nicht beeinflussen.


„Prager Tagblatt”, Nr. 84, vom 24. März 1904:

Deutsches Theater in London,
Aus London wird uns berichtet: Die fünfte Saison des deutschen Theaters in London schloß am Sonnabend im „Royalty Theatre” mit der Aufführung von „Im bunten Rock” Zum Schluß herrschte große Begeisterung. Herr Behrend und Herr Andresen hielten Ansprachen; der erstere wies mit Stolz darauf hin, daß seine Truppe von noch nicht zwanzig Schauspielern in zwanzig Wochen 25 Stücke gespielt hätte. Die nächste deutsche Saison wird im Oktober beginnen, aber bis jetzt steht noch nicht fest, in welchem Theater gespielt wird. Die Direktoren sind mit dem Ergebnis der eben geschlossenen Saison zufrieden. Künstlerisch war sie sicherlich ein Erfolg. Die Bruttoeinnahmen haben allerdings abgenommen; aber berücksichtigt man die allgemeine Depression in der Londoner Theaterwelt, so haben die Deutschen gut abgeschlossen. — In Folge des Mißerfolges von Hartlebens „Rosenmontag”, der im „St. James Theatre” unter dem Titel „Love's Carnival” aufgeführt wurde, hatte Mr. George Alexander es für Montag zum letzten Mal angesetzt, um dann wieder „Alt-Heidelberg” auf den Spielplan zu setzen. „Rosenmontag” ist nur viermal gespielt worden.


„Bühne und Welt” 6. Jahrgg. 1903/04 S. 119:

Die Londoner Theatersaison 1902/03. Das Repertoire bot, trotz der angesichts der kleinen Bühnen- und Personalverhältnisse durchaus zu billigenden Ausschließung klassischer Stücke einer- und Operetten anderseits, genügend. Für eine Saison von nur sechzehn Wochen und ein numerisch unansehnliches, in Fleiß, Enthusiamus und Disziplin aber kaum zu überbietendes Ensemble bedeutete die Aufführung von „Die versunkene Glocke” (der seitens der englischen Presse überraschend viel Verständnis und Enthusiasmus entgegengebracht wurde), der beiden großen Schlager „Alt-Heidelberg” und „Es lebe das Leben”, „Cornelius Voß”, „Gerechtigkeit” „Doktor Klaus”, „Pension Schöller”, „Die Rote Robe”, „Im bunten Rock” (die sich zu einem schönen Erfolge für Margaret Halstan, die englische Mrs. Clarkson, gestaltete), „Der Raub der Sabinerinnen”, „Fritzchen”, „Die zärtlichen Verwandten”, „Das große Licht”, „Der Hochzeitstag”, „Der Schwabenstreich”, „Die Mutter”, „Liebelei” und „Glück im Winkel” u.a.m. ein recht achtbares Arbeitspensum.


„Indiana Tribüne” vom 5.1.1903:

Deutsches Theater in London.

Das Londoner deutsche Theater — so berichtet man von dort — errang mit der Aufführung des Lustspiels „Im bunten Rock” von Franz von Schönthan und Freiherr von Schlicht einen nicht minder großen Erfolg als bei der Saisoneröffnung mit „Alt-Heidelberg”. Eine talentvolle junge englische Schauspielerin, Miß Margaret Halstan, gab die schwierige Rolle der Wittwe Clarkson auf deutsch mit großem Geschick; ihr in amrikanischem Dialekt gesprochenes Deutsch wirkte natürlich und erregte viel Heiterkeit. Den kokettirenden Leutnant von Hohenegg wußte Herr Träger trefflich zu personifizieren; seine Schwester, die ruhige und so ganz an das Militärleben gewöhnte Betty, fand in Frl. Lorma eine verständnißvolle Darstellerin. Die übrigen Mitwirkenden, besonders die Herren Behrend und Andresen, thaten ihr Bestes, und der nach jedem Aktschluß vom Publikum gespendete reiche Beifall war ein wohlverdienter. Nach Beendigung der Vorstellung wurde ein Telegramm des Großherzogs von Baden verlesen, worin dieser der Gesellschaft und dem Londoner Kritiker, Herrn Grein, zu der erfolgreichen Eröffnung der vierten Saison seinen Glückwunsch ausspricht. Das Interesse an den Aufführungen seitens der deutschen Bevölkerung in London und auch des Theiles des englischen Publikums, dem die deutsche Sprache einigermaßen geläufig ist, hat sich erfreulicherweise gehoben, und der Bestand des Theaters scheint jetzt gesichert zu sein. Es ist dies auch hinsichtlich der Antheilnahme der Engländer am deutschen Geistesleben sehr zu wünschen.


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© Karlheinz Everts