Im bunten Rock

Lustspiel in drei Akten

von

Franz von Schönthan und Freiherr von Schlicht


Aufführung im Residenz-Theater zu Kassel

am

*20., 21., 26., 28., 29.Juni, 4., 7.Juli, 3.Aug., 30.Dez. 1903


Besetzungsliste:

Fabrikant Wiedebrecht.
Hans, sein Sohn.
Missis Anny Clarkson, seine Nichte.
Leutnant Victor von Hohenegg.
Betty von Hohenegg, dessen Schwester.
Paul von Gollwitz, Assessor a.D.
Exzellenz von Troßbach, Divisions-Kommandeur.
Justiz-Rath Rösler.
Sergeant Krause.
Susanne ) Zofen der Missis Clarkson
Jeanette )
Frau Bäckers, Wirtschafterin bei Wiedebrecht
Friedrich, Diener
Stubenmädchen
Minna, Köchin
Kutscher
Stalljunge
Gärtnerbursche
Jänicke, Soldat
Erster Soldat
Zweiter Soldat
Husar Christian, Bursche bei Hohenegg
Gärtner
Spielleitung:

Oskar Mummert
Robert Lanius
Bertha Kleen a.G.
Max Ruhbeck
Mariette Horak
Robert Hartmann
August Plöhn

Paul Geißler
Helene Jung
Didi Blenk
Dora Donato
Julius Schneider
Mizzi Waldhausen
Frau Toni Hartmann



Henry Wisbar
Hermann Dobski
Vinzenz Kratky
Herr Schönborn

Robert Hartmann


Kassel-1
Hessische Post" 20.6.1903
Kassel-2
Hessische Post" 21.6.1903
Kassel-3
Hessische Post" 26.6.1903
Kassel-4
Hessische Post" 28.6.1903
Kassel-5
Hessische Post" 4.7.1903
Kassel-6
Hessische Post" 7.7.1903
Kassel-7
Hessische Post" 2.8.1903

„Hessische Post” vom 18.Juni 1903:

Residenztheater. „Das süße Mädel wird nun nur wenige Male noch zur Aufführung gelangen, um von der „Geisha” abgelöst zu werden. Die nächste Vorstellung des „Süßen Mädels” findet am Freitag, 19. ds., statt. Sonnabend, 20. gastiert Fräulein Bertha Kleen vom Stadttheater in Hamburg, wo sie das Fach der ersten Liebhaberin bekleidet, zum ersten Male in der so erfolgreichen Lustspiel­novität „Im bunten Rock”. Das liebenswürdige, humorvolle Soldatenstück, das seine älteren Kollegen „Veilchenfresser”, „Krieg im Frieden” u.a. in den Schatten gestellt hat, ist z.Z. das beliebteste Zugstück aller größeren Bühnen; in Berlin ging es am kgl. Schauspielhaus allein über 150mal in Szene.

„Hessische Post” vom 19.Juni 1903:

Residenztheater. Wir machen nochmals auf den großen Lustspielschlager „Im bunten Rock” aufmerksam. Das reizende Soldaten­lustspiel wurde am kgl. Schauspielhaus in Berlin über 150mal gegeben, und auch an allen größeren Hofbühnen und Stadttheatern wurde es Repertoirezugstück. In der Rolle der Amerikanerin Miß Clarkson wird Frl. Bertha Kleen vom Stadttheater in Hamburg gastieren. „Im bunten Rock” wird erstmalig hier in Cassel am Sonnabend, 20.Juni am Residenztheater aufgeführt.

„Hessische Post” vom 20.Juni 1903:

Residenztheater. Für das Gastspiel der ersten Liebhaberin des Hamburger Stadttheaters, Frl. Bertha Kleen, sind bereits zahlreiche Vorbestellungen eingelaufen. Die reizende Lustspielnovität „Im bnten Rock” erhält durch diese Darstellerin eine noch bedeutendere Zugkraft.

„Hessische Post” vom 20.Juni 1903:

Residenz-Theater.

Daß mit guten, alten, bewährten Lustspielmotiven immer noch einmal wieder etwas anzufangen ist, das beweist Herr Franz von Schönthan mit dem Veilchen­fresser­motiv. Vor ein paar Jahren hat er es in Gemeinschaft mit Koppel-Elfeld in „Comtesse Guckerl” in die hohen Taillen und großen Hüte aus dem Anfange des vorigen Jahrhunderts gekleidet, und nun liefert ihm Freiherr von Schlicht, der bekannte Militär-Humorist, das Drum und Dran, um dasselbe Motiv einmal vom Gesichtspunkte der allerneuesten Heeresorganisation und Felddienstordnung aus zu bearbeiten. Die schöne Witwe ist diesmal eine steinreiche Amerikanerin, die der Husarenleutnant auch glücklich heimführt, nachdem er eine starke und zahlreiche Konkurrenz aus dem Felde geschlagen hat. Lustig und unterhaltend ist das Stück namentlich während der zwei ersten Aufzüge, wogegen der dritte, der nur noch dazu da ist, um dem etwas taperigen Einjährigen Hans Wiedebrecht auch noch eine Frau zu verschaffen, stark abflaut und nur durch den allergröbsten Kasernenhof­humor einigermaßen über Wasser gehalten werden kann.

Die Einstudierung und Darstellung war durchweg brillant. Den Löwenanteil an dem Erfolg hatte naturgemäß der Gast des Abend, Berta Kleen vom Stadttheater in Hamburg, die die amerikanische Witwe spielte und bei einer hervorragenden Bühnenerscheinung treffliches, schauspielerisches Können besitzt, so daß ihre „Missis” Clarkson, wie der Theaterzettel mit souveräner Verachtung der richtigen englischen Schreibweise schreibt, eine ganz ausgezeichnete und herzerfreuende Leistung war. Max Ruhbeck als schneidiger Husarenleutnant stand ihr würdig zur Seite. Das zum Veilchenfresser­motiv gehörige zweite Liebespaar wurde durch Robert Lanius und Marietta Horak mit gutem Humor flott dargestellt. Oskar Menuat[sic!] muß sich etwas mehr Ruhe angewöhnen, sonst wirkt er in Väterrollen zu jugendlich, so ging es auch seinem Wiedebrecht. Der überall gefällige Assessor v. Gollwitz war eine gute Leistung von Robert Hartmann. Ganz vortrefflich bis in Kleinigkeiten war der Sergeant Krause, den Paul Geißler spielte. Auch eine ganze Anzahl anderer Rollen war gut besetzt.

Das lustige Stück erntete starken Beifall und dürfte wohl der Direktion eine ganze Anzahl gut besetzter Häuser verschaffen.

„Hessische Post” vom 28.Juni 1903:

Residenztheater. Der Spielplan gestaltet sich nach dem glänzenden Erfolg des Gastspieles von Fräulein Bertha Kleen vom Stadttheater in Hamburg folgendermaßen: Freitag, den 26. Juni „Im bunten Rock”, Sonnabend, d. 27. Juni „Liselott” und Sonntag, den 28. Juni wiederum „Im bunten Rock”. Es ist der Direktion unter großen Opfern gelungen, den mit so großer Wärme aufgenommenen Gast für mehrere Vorstellungen noch an Cassel zu fesseln. Bei diesen Gastspielen gelten Operettenpreise.

„Hessische Post” vom 28.Juni 1903:

Residenztheater. (Spielplanveränderung.) Wegen plötzlichen Gastspiels des Frl. Kleen in Berlin müssen die Vorstellungen dahin geändert werden: Montag „Im bunten Rock” mit Frl. Kleen a.G., Dienstag zum letzten Male Nachtasyl. Mittwoch Erstaufführung der Geisha. Frl. Kleen reist am Dienstag nach Berlin.


„Casseler Tageblatt und Anzeiger” vom 19.Juni 1903:

Residenztheater. Es wird nochmals auf den großen Lustspielschlager „Im bunten Rock” aufmerksam gemacht. In der Rolle der Amerikanerin Miß Clarkson wird Frl. Bertha Kleen vom Stadttheater in Hamburg gastieren. „Im bunten Rock” wird erstmalig hier in Cassel am Sonnabend den 20. Juni am Residenztheater aufgeführt.

„Casseler Tageblatt und Anzeiger” vom 20.Juni 1903:

Residenztheater. Für das Gastspiel der ersten Liebhaberin des Hamburger Stadttheaters, Fräulein Bertha Kleen, sind bereits zahlreiche Vorbestellungen eingelaufen. Die reizende Lustspielnovität „Im bunten Rock” erhält durch diese Darstellerin eine noch bedeutendere Zugkraft.

„Casseler Tageblatt und Anzeiger” vom 23.Juni 1903:

Residenz-Theater.

Im bunten Rock.

Cassel, 21. Juni. Am letzten Sonnabend gab es im Residenztheater wieder eine Lustspielnovität und zwar diesmal eine, die des Erfolges von vorneherein sicher sein durfte: „Im bunten Rock”. Der Bühnen-Erfolg dieser dreiaktigen Komödie von Franz von Schönthan und Wolf Graf Baudissin oder, wie er sich nennt, Freiherrn v. Schlicht, ist am 18. Oktober v.J. in Wien, gleichzeitig am Deutschen Theater in Hannover und etwas später auch in Berlin entschieden worden. Seitdem haben mehr als dreihundert Bühnen das Stück angenommen, und die Verlobung von Mrs. Anny Clarkson und Leutnant Viktor von Hohenegg ist sogar in London und Amerika unzählige Male erfolgt. Eine Verlobung ist nämlich das, worauf, wie sich das ja auch in der Komödie gewöhnlich nicht anders gehört, das ganze Lustspiel hinausläuft. Der erwähnte Frhr. v. Schlicht ist dem Zettel nach nur der halbe Vater des Brautpaares, sicherlich aber doch derjenige, der an der Entstehung des ganzen Stückes den Hauptanteil hat, wenn man auch an allen Ecken und Enden den alten Bühnenpraktikus Schönthan hervorschauen sieht. Wer aber glaubt, „Im bunten Rock” den bekannten Frhrn. v. Schlicht, den Militär­humoresken­autor und witzig-satyrischen Simplizissimus-Schlicht zu finden, der befindet sich auf dem sogen. Holzwege. Der bekannte Schlicht und der Schlicht „im bunten Rock” sind zwar ein und dieselbe Person, aber wenn es nicht ganz sicher verbürgt wäre, würde es vielleicht niemand glauben. Ob es Schönthans Einfluß ist, der den „bekannten”, den scharfen, beißend-witzigen Schlicht zum harmlos vergnügten, an der Situationskomik sich genügenden Lustspielpoeten gemacht hat? Wer kanns wissen, wer hinter die Geheimnisse der Kompagnie­arbeit schauen! Fest steht jedenfalls, daß im „bunten Rock” der bekannte Schlicht nicht der „bekannte” ist.

Hören wir den Inhalt. Fabrikant Wiebrecht [sic!] hat eine Nichte, die bei ihm zu Besuch weilt, die amerikanische Witwe Missis [sic!] Anny Clarkson, er hat ferner einen Sohn, das ist der Einjährig-Freiwillige Hans, der eben diese Miß Clarkson heiraten soll. Wer indessen die Braut nach einigen Irrungen und Wirrungen heimführt, ist der forsche Berliner Leutnant und Schwerenöter Viktor von Hohenegg, „der Inbegriff aller Seligkeit”, dessen Schwester Betty von Hohenegg, eine echte Soldatentochter, dem vorgenannten törichten Einjährigen nicht nur in Militaribus aus der Patsche hilft, sondern sich sogar zum Schlusse mit ihm verlobt. Zwischen diesen Verlobungsaffären gibt es natürlich eine amüsante Auslese von militärisch-humoristischem Allerlei, sodaß der Lacherfolg nicht ausbleiben kann. Und er blieb auch nicht aus. Die Aufnahme des Stückes war die denkbar beste. Mit großem Geschick hat man sich mit den szenischen Schwierigkeiten abgefunden und die Darstellung ließ, von einigen kleinen Verstößen abgesehen, die man bei einer Erstaufführung nicht allzu streng zu nehmen braucht, nichts zu wünschen übrig. Hatte sich doch die Direktion sogar für die Hauptrolle der Miß Clarkson einen Gast vom Stadttheater in Hamburg verschrieben, Frl. Bertha Kleen, eine elegante Bühnenerscheinung, welche die amerikanische Miß nicht nur recht pikant konterfeite, sondern ein so gewandtes und temperamentvolles Spiel entfaltete, daß sie auf offener Szene lebhaft applaudiert wurde. Neben dem Gast trat besonders Herr Ruhbeck hervor, der seinen Leutnant von Hohenegg mit gutem Gelingen als liebenswürdigen Schwerenöter und schneidigen Kavalier darstellte. Eine allerliebste muntere und schlagfertige Betty war Frl. Horak. Ihr Partner Herr Lanius verkörperte den etwas beschränkten Einjährigen Hans Wiedebrecht mit guter Wirkung und für die derbere Komik sorgte Herr Paul Geißler als Sergeant Krause. Nur dürfte sein Sergeant etwas mehr Wert auf eine korrekte militärische Haltung legen. Herr Plöhn brachte es als Exzellenz v. Troßbach in der Unterredung mit Leutnant von Hohenegg zu einer kleinen Entgleisung. Hoffen wir, daß er in der nächsten Aufführung sicherer sein wird. Alles in allem war die Wiedergabe der Novität eine durchaus gelungene und hinterließ wiederum einen recht günstigen Eindruck von unserem Residenz­theater­ensemble.

Z.        



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© Karlheinz Everts