Im bunten Rock

Lustspiel in drei Akten

von

Franz von Schönthan und Freiherr von Schlicht


Aufführung im Stadt-Theater zu Güstrow

am

1., 5.Jan. 1903, 11.Jan. 1906


Besetzungsliste:

 190319061912

Fabrikant Wiedebrecht.
Hans, sein Sohn.
Missis Anny Clarkson, seine Nichte.
Leutnant Victor von Hohenegg.
Betty von Hohenegg, dessen Schwester.
Paul von Gollwitz, Assessor a.D.
Exzellenz von Troßbach, Divisions-Kommandeur.
Justiz-Rath Rösler.
Sergeant Krause.
Susanne ) Zofen der Missis Clarkson
Jeanette )
Frau Bäckers, Wirtschafterin bei Wiedebrecht
Friedrich, Diener
Stubenmädchen
Minna, Köchin
Kutscher
Stalljunge
Gärtnerbursche
Jänicke, Soldat
Erster Soldat
Zweiter Soldat
Husar Christian, Bursche bei Hohenegg
Gärtner
Spielleitung:

Georg Thümmel
Felix Gluth
Frau Dir. Gertrud Berthold
Georg Mack
Emmy Witkowsky
Emil Steger
Paul Breitfeld

Bruno Sandow
Elly v.Domitrowitsch
Henriette Brinkmann
Dolores Mampé
Oswald Scheffel

Antonie Leony



Herr Löber


Alfred Fischer

Emil Steger

Richard Brodeck
Theodor Schall
Frau Dir. Gertrud Berthold
Ernst Brick
Hertha Stephany

Erwin Seiler

Adolf Franke
Fritzi Damm

Agnes Friese






Alexander Rudolph




Richard Brodeck

Adolf Weith
Poldi Engel
Dagmar v. Marberg
Schuermann
Mally Croll
Munk
Robert Krüger

Willy Bollé
Emmy Daseking


Robert Luther










Schuermann


„Güstrower Zeitung” vom 1.1.1903:

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Stadttheater. Im bunten Rock”: Morgen, am Neujahrstage, bringt die Direction wiederum eine Novität zur Aufführung und zwar das 3actige Lustspiel von Franz von Schönthan und Freiherrn von Schlicht: „Im bunten Rock”. Das Stück ist bereits in Berlin, Cöln, Prag und einigen anderen größeren Bühnen aufgeführt worden und hat überall den durchschlagendsten Erfolg erzielt. Aus den uns zahlreich vorliegenden äußerst lobend gehaltenen Kritiken geben wir nachstehend nur einige wieder. Es schreiben:

Das Deutsche Blatt”. Im königl. Schauspielhause interhielt sich gestern das Publicum auf das Beste und bekundete dies durch permanente Heiterkeit und lebhafte Hervorrufe der Verfasser, denen unzweifelhaft eine reiche Tantiemenernte beschieden sein dürfte. Der dritte Act mit seinen Manöverscenen war ganz brillant inscenirt und erregte hellen Jubel.

Cölnische Zeitung”. Im Residenz-Theater wurde gestern vor gut besetztem Hause die Neuheit „Im bunten Rock” aufgeführt. Die Militärcomödie hatte einen sehr starken Erfolg, der auch verdient war, da sie reich an liebenswürdigen und belustigenden Einzelheiten war, die wiederholt den Beifall auf offener Scene hervorriefen.

Bohemia (Prag)”. Ueber den Heiterkeitserfolg des neuen Schwankes wurde bereits berichtet. Die Figuren sind so beliebt, daß sie dem Publicum gefallen, zumal wenn der bunte Rock recht häufig auf der Scene erscheint. Und das geschieht oft genug, in komischer und in edler Beleuchtung, so daß der lustige dritte Act die Zuhörer in dankbarer Lachstimmung findet und entläßt. Das Publicum ist zufrieden, die Schauspieler freuen sich mit ihren dankbaren Rollen.

„Güstrower Zeitung” vom 3.1.1903:

Stadttheater. Das neue Lustspiel „Im bunten Rock” von Franz von Schönthan und Freiherrn von Schlicht ging gestern bei fast ausverkauftem Hause zum ersten Male in Scene. Das Stück, welches Anfang October in Berlin seine Erstaufführung erlebte, ist von dort bereits über eine große Anzahl Bühnen gegangen und hat allerorts eine sehr günstige Aufnahme gefunden. Der Inhalt des Lustspiels ist etwa folgender: Eine junge amerikanische Wittwe, die sehr hübsch und schwer reich ist, besucht ihre Verwandten in Berlin, um sich unter anderem auch nach einem neuen Gatten umzusehen. Ein bei ihren Verwandten verkehrender Assessor a.D. von Gollwitz hilft ihr dabei nach besten Kräften. Der Onkel der Wittwe, Fabrikant Wiedebrcht, will die einzelnen Freier gern beseitigen, damit sein einziger Sohn, der gerade Einjährig-Freiwilliger ist, die Amerikanerin heirathen kann. Infolgedessen ladet er den Husarenleutnant von Hohenegg ein, damit dieser die lästigen Heirathscandidaten vertreibt. Mit leichter Mühe gelingt dies dem jungen flotten Officier; inzwischen hat er sich aber selbst in die Wittwe verliebt, die ihn schließlich auch erhört. Der Einjährige heirathet infolgedessen die Schwester des Leutnants, seine Jugendliebe.

Der erste und zweite Act ist reich an komischen Situationen und stellenweise sehr fein ausgearbeitet, der letzte Act dagegen ist durch mehr oder weniger ältere Zugmittel etwas in die Länge gezogen. Die Darstellung war militärisch und künstlerisch als eine vorzügliche zu bezeichnen. Regie und Ausstattung waren ganz vortrefflich. Besonders hübsch war der Salon bei Wiedebrecht ausgestattet. Ebenso hatte Herr Emil Steger für ein tadelloses Zusammenspiel und geschickte scenische Wirkungen gesorgt. Von den Darstellern nennen wir zunächst Frau Director Berthold, die die Amerikanerin ganz prächtig verkörperte. Ihr fein durchdachtes Spiel verbunden mit der drolligen gebrochenen Sprechweise machte die Figur ganz besonders interessant. Sehr gut unterstützte sie Herr Georg Mack, der einen liebenswürdigen, schneidigen, übermüthigen und im geeigneten Moment auch etwas sentimentalen Husarenleutnant Victor von Hohenegg stellte. Als seine Schwester Betty war Frl. Witkowsky höchst ergötzlich, von sprühendem Humor und schalkhafter Drolligkeit in ihren Kenntnissen im Exercierreglement und in der Felddienstordnung. Den Fabrikanten Wiedebrecht gab Herr Georg Thümmel in bekannt sicherer und ansprechender Weise. Den einzigen im Stück nebenher laufenden Civilisten, den Assessor a.D. verkörperte Herr Emil Steger in feiner und doch stets wirksamer Komik. — Herr Felix Gluth gab den Einjährig-Freiwiligen recht naturgetreu wieder. Auch die Rolle des Generals fand in Herrn Breitfeld eine angemessene Vertretung. Der Sergeant Krause des Herrn Sandow war zuweilen etwas zu grobschrötig. Namentlich hätten die Kommandos und das Abkanzeln in militärisch-schneidigerem Tone geschehen müssen. In so bei allem Poltern doch harmlosen Tone spricht ein erzürnter Sergeant der deutschen Armee nicht. Eine Musterköksch war Fräulein Leony; kein Wunder, daß darin sich ein Vaterlandsverteidiger vom Schlage des Sergeanten Krause verliebte. Recht niedlich in ihren Rollen waren ferner auch Frl. von Domitrowich und Frl. Brinkmann als Kammerzofen. So trugen sämmtliche Mitwirkenden nach besten Kräften zum Gelingen der Aufführung bei. Diese fand daher auch bei dem Publicum, das sich vortrefflich amüsirte, gebührende allseitige und reiche Anerkennung.

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„Güstrower Zeitung” vom 3.1.1903
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„Güstrower Zeitung” vom 10.1.1906

„Güstrower Zeitung” vom 4.1.1903:

Stadttheater. Montag wird, vielfachen Wünschen zu Folge, die am Neujahrstage sehr beifällig in Scene gegangene Lustspiel-Novität: „Im bunten Rock” wiederholt.



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© Karlheinz Everts